Benchmarking Verpacken – Systematik für die Bewertung von Verpackungsbereichen
Im Zeitraum von Dezember 2010 bis Februar 2012 wurde ein systematischer Ansatz zur Bewertung von Versandverpackungsbereichen entwickelt. Mit ihm lassen sich Verbesserungspotentiale bereits existierender Versandverpackungsbereiche aufzeigen. Zusätzlich können ‚Best-Practices‘ beschrieben werden, an denen sich Firmen bei Neugestaltung von eben diesen Bereichen orientieren und so von Anfang an Verschwendung und Ineffizienz vermeiden und somit Ressourcen schonen können. Der Bereich der Verpackungs- und Versandtätigkeiten war als anwendungsbezogenes Forschungsgebiet der Intralogistik zuvor kaum wahrgenommen worden.
Projektkonsortium
- 6 Industriepartner (Berater, Verpackungsspezialisten, Systemintegratoren, Intralogistik-Anwender)
- Institut für Fördertechnik und Logistiksysteme (IFL), Karlsruher Institut für Technologie
Vorgehensweise
- detaillierte Recherche über bisherige Forschungsergebnisse im Bereich des Verpackens von Versandeinheiten,
- Entwicklung einer standardisierten Dokumentation für technische und organisatorische Abläufe,
- Vor-Ort-Termine in unterschiedlichsten Distributionszentren zur Dokumentation der durchzuführenden Aufgaben und der dortigen technischen und organisatorischen Abläufe,
- Erarbeitung von Prozessbeschreibungen in Form von „ereignisgesteuerten Prozessketten“ für die identifizierten Tätigkeiten im Verpackungsbereich,
- Auswertung der Erkenntnisse in Form einer Marktstudie zum aktuellen Stand der Technik in den 84 besuchten Verpackungsbereichen,
- Definition eines geeigneten Kennzahlensystems (angelehnt an VDI-RL 4400),
- Ermittlung der Kennzahlen und Identifikation von Best-Practices, um allgemeingültige Aussagen zur Gestaltung von Versandverpackungsbereichen abzuleiten,
- Projektdokumentation und intensive Diskussion der Ergebnisse mit Logistikleitern und Wissenschaftlern, auch im Rahmen regelmäßiger I.N.Expertenworkshops.
Projektergebnis
Ein wesentliches Ergebnis sind die identifizierten Aufgaben. Die aufgabenorientierte Systematik berücksichtigt den Komplexitätsgrad der unterschiedlichen Tätigkeiten – vom einfachen Etikettieren und Versenden von ganzen Lagereinheiten (P1) bis hin zum individuellen Bilden von Packeinheiten mit nicht standardisierten Verpackungen (P12). Sie erlaubt eine technikunabhängige, branchenübergreifende Vergleichbarkeit sowie ein Benchmarking verschiedener Verpackungsbereiche. Die erstellte Technikdokumentation ermöglichte es, eine Marktstudie durchzuführen, die die gegenwärtige Situation repräsentiert sowie interessante Erkenntnisse liefert. So ist beispielsweise ein Bruch im Automatisierungsgrad erkenntlich: Erfolgt die Anlieferung des Packguts noch in rund 60% der Fälle automatisch, so ist der Abtransport des fertigen Packstücks nur noch zu circa 34% automatisiert. Anhand der unternehmensspezifischen Benchmarkings sowie unternehmensübergreifende Best-Practice-Auswertungen wurde deutlich, dass eine sinnvolle Automatisierung zur Verbesserung der Prozessqualität beitragen kann. Losgelöste Automatisierungslösungen führen jedoch nicht unbedingt zu Verbesserungen. Weitere Erkenntnisse sind, dass Packmittelvorschläge, konkrete (und wenige) Standards sowie klare Strukturen sehr hilfreich sind – die Abbildung rechts verdeutlicht diese Effekte auf Kleinladungsträgerebene.
Fazit
Versandverpackungsbereiche bieten in vielerlei Hinsicht noch ein großes Optimierungspotenzial; Automatisierungen können hilfreich sein. Insbesondere sollten Versandverpackungsbereiche detailliert und ganzheitlich geplant werden.