Intralogistik-Radar: Das sind die Zukunftsthemen

Das Intralogistik-Netzwerk in Baden-Württemberg e.V. (I.N.) hat eine Orientierungshilfe entwickelt, welche Technologien in der Intralogistik zukünftig eingesetzt werden.

Die Handreichung richtet sich an Produktions-, Handels- und Entsorgungslogistiker, Distributoren, Warehouse-Manager und alle, die wissen möchten, welche Lösungen für den Waren- und Informationsfluss in den kommenden Jahren verfügbar werden dürften.

Das Intralogistik-Radar wird anlässlich der LogiMAT 2018 erstmals gegenüber der Öffentlichkeit präsentiert.

„Bei jeder Investitionsentscheidung stellt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit. Und darauf lässt sich kaum eine tragfähige Antwort finden, wenn künftige Perspektiven ausgeklammert bleiben“, erläutert der I.N.Vorsitzende Prof. Dr. Michael Hauth die Motivation, ein derartiges Radar aufzubauen.

Das Intralogistik-Radar wurde von elf Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachdisziplinen, von Entwicklungsleitern aus Anbieter-Unternehmen, von Intralogistik-Anwendern, Planern und Beratern entwickelt. Es bietet einen Überblick über moderne Technologien zur Prozessoptimierung. Die Spanne reicht von nahezu ausgereiften Technologien wie kamerabasierten Identifikationssystemen bis zu Technologiebereichen, welche bis dato nur mit Prototypen auf sich aufmerksam machen, wie die Brennstoffzellen-getriebene Fördertechnik.

Prof. Dr. Michael Hauth: „Bei der Erarbeitung des Intralogistik-Radars haben wir zusätzlich eine Einschätzung vorgenommen, ob in den jeweiligen Technologiefeldern mit Optimierungen oder mit zusätzlichem Forschungsbedarf zu rechnen ist. Das Radar soll allen Intralogistikern bei der Ausrichtung der eigenen Arbeiten helfen.“

Die Autoren-Gruppe sieht drei große Trendlinien, welche sie auf den Vorschlag von Dr. Jörg Pirron, Geschäftsführer der PROTEMA Unternehmensberatung, unter den Stichworten „Autonomie“, „Machine Learning & Artificial Intelligence“ und „Mensch in der neuen Welt“ zusammenfasst.

Autonomie: Die Intralogistik ist heute in weiten Bereichen personalintensiv. Dieser Umstand wird den wachsenden Anforderungen an Schnelligkeit und Qualität immer weniger gerecht. Zur Sicherstellung ihrer Leistungsfähigkeit muss die Intralogistik verstärkt auf autonome Systemen setzen, also die heute oft noch starre Anlagen- und Steuerungstechik weiter flexibilisieren, und die unterschiedlichen Systemebenen zueinander kompatibel halten. Die Themen im Intralogistik-Radar – wie Grid-Sorter, Indoor-Lokalisierung oder Selbstorganisierende Fördertechnik – weisen in diese Richtung.

Stefan Pfaff, Geschäftsführer PPI-Informatik: „Machine Learning (ML) und Artificial Intelligence (AI) sind große Hypes dieser Zeit, getrieben durch die wachsenden technischen Möglichkeiten der Informationstechnologie. Die Anwendung von ML ist im Umfeld von Big Data und den damit verbunden Möglichkeiten zur Erstellung von Prognosen heute schon „fast“ Stand der Technik in der Logistik. Bei der Steuerung von Materialflusssystemen gehören AI oder KI schon bald zum Standard. Wir sehen jedoch viele weitreichende Anwendungsfelder für AI und ML. Ein Beispiel dafür ist die Planung und Optimierung von Logistik-Systemen – also der Einsatz von AI und ML basierende Optimierungsverfahren zur wirklich optimalen Auslegung und Planung von Systemen. Erste Anwendungen im Zusammenspiel mit der klassischen Materialfluss Simulation sind in der Entwicklung.“

Markus Schröppel ist stellvertretender Leiter des Instituts für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart. Er erläutert den Menschen in der neuen Welt: „Auf das Personal in der Intralogistik kommen durch zahlreiche neue Technologien vielfältige Herausforderungen zu. Die Kollaboration zwischen Mensch und Maschine, beispielsweise in der Warenkommissionierung, wird immer enger. Wearables – von der Datenbrille bis hin zum Exoskelett – halten Einzug in der Arbeitswelt. Nicht nur um die Belegschaften auf derartige Herausforderungen vorzubereiten kann im Bereich des Einlernens und der Weiterbildung die Augmented Reality genutzt werden. Neue Geschäftsmodelle konkurrieren mit etablierten Vertriebswegen – auch auf solchen strategisch bedeutsamen Feldern ist das Potenzial der Unternehmensmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zu heben.“

Diese und weitere Themen werden in den I.N.Fachgruppen vorangetrieben. „Hier entwickeln wir ein gemeinsames Verständnis der Sache, klären die Abhängigkeiten zwischen technischen und organisatorischen Aspekten und versuchen, das Potenzial neuer Technologien und Verfahren systematisch einzuschätzen“, führt Prof. Dr. Michael Hauth weiter aus.

Aus der I.N.Fachgruppe „Indoor-Lokalisierung und Navigation“ speist sich das LogiMAT Forum „Indoor-Lokalisierung: Ein Schlüssel zur Industrie 4.0“ am Donnerstag, 15. März 2018, 10:00-11:30 Uhr in Forum B, LogiMAT-Halle 3 (Neue Messe Stuttgart).

Die I.N.Fachgruppe „Intralogistik für die Industrie 4.0“ entwickelte ein Lern-Tool, das Mitarbeitern die grundlegenden Prinzipien einer digitalen Wirtschaft inhouse näher bringen kann. Es wird während des LogiMAT Forums „Personalentwicklung 4.1: Gamifikation & Job-Rotation?“ am Donnerstag, 15. März 2018, 14:00-15:30 Uhr, in Forum C, LogiMAT-Halle 4 vorgestellt (Neue Messe Stuttgart).

Kommen Sie während der LogiMAT 2018 an den I.N.Messe-Stand inmitten von Halle 5, Nr. 5C37, erfahren Sie mehr zum Intralogistik-Radar und diskutieren Sie mit über die Intralogistik der Zukunft.


                                             Vorschau: Intralogistik-Radar © I.N., März 2018

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Personalentwicklung 4.1: Gamifikation & Job-Rotation?

Konzepte für attraktive, zukunftsfähige Jobs in der Logistik

Bei nahezu Vollbeschäftigung sind Fachkräfte rar und die Arbeitsinhalte werden immer anspruchsvoller Das Logistik-Personal wird teils körperlich, teils kognitiv stark belastet. Neue Technologien und Management-Prinzipien wollen verstanden, rasch adaptiert und die Qualitätsansprüche der Kunden erfüllt werden. Die Führungskräfte und Personalverantwortlichen sind gefordert, neue Konzepte zu entwickeln.

Das Intralogistik-Netzwerk in Baden-Württemberg e.V. (I.N.) zeigt Ihnen auf der LogiMAT

am Donnerstag, 15. März 2018, von 14:00 bis 15:30 Uhr
in Halle 4, Forum C,

in der Praxis bewährte Konzepte, wie Mitarbeiter und auch Betriebsräte auf die Herausforderungen von Industrie 4.0 vorzubereiten sind, wie man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst lange gesund und motiviert hält, wie man Belastungen am Arbeitsplatz misst und die Qualität für den Kunden dokumentiert.

Moderiert wird das Vortragsforum von Professor. Dr. Michael Hauth als I.N.Vorstandsvorsitzendem und Professor für Logistik und Einkauf der Hochschule Mannheim. www.wing.hs-mannheim.de

Mira Barth, Personalreferentin, und Johannes Scheuermann, Abteilungsleiter Logistics Operations aus dem Unternehmen Adolf Würth GmbH & Co. KG steuern ergänzend ihre Erkenntnisse zu „Job-Rotation im Lager- und Logistikbereich“ bei. www.wuerth.de

Michael Woitsch, Projektierung internationaler Vertrieb der GEBHARDT Fördertechnik GmbH, erläutert in seinem Vortrag „Ergonomisch kommissionieren – Ausfallzeiten reduzieren“, wie sich durch eine optimierte Arbeitsplatzgestaltung nicht nur das Leistungsniveau heben lässt. www.gebhardt-foerdertechnik.de

Dr.-Ing. Christian Barysch, Business Unit Manager der io-consultants GmbH + Co. KG, stellt „Produktion & Logistik im Wandel – Herausforderungen und Chancen“ dar. www.io-consultants.com

„Was Ihre Mitarbeiter über Industrie 4.0 wissen müssen – und wie sie es lernen können“ vermittelt Ihnen Prof. Dr. Sven Völker vom Institut für Betriebsorganisation und Logistik der Hochschule Ulm. www.hs-ulm.de/ibl

Dr.-Ing. Dirk Marrenbach vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Technologiemanagement stellt Ihnen ein neues Hilfsmittel vor, das derzeit gemeinsam mit dem Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und weiteren Partnern entwickelt wird: „Integraler Belastungsmonitor: Schnelle und systematische Beurteilung der Mitarbeitergefährdung“. www.iao.fraunhofer.de

Und Monika Emmert, Logistikleitung Adelsheim der WLC Würth-Logistik GmbH & Co. KG, lässt Sie an ihrem Erfahrungsschatz erfolgreicher Maßnahmen teilhaben: „Körperbeanspruchende Logistik-Jobs: So bleiben Ihre Mitarbeiter fit und leistungsstark“. www.wlc-online.com

Indoor-Lokalisierung: Ein Schlüssel zur Industrie 4.0

Was ist gerade wo zu finden? I.N. zeigt ‚smart practices‘

Die Indoor-Lokalisierung ist ein wesentlicher Baustein für Industrie 4.0-Lösungen, auch in der Intralogistik. Produktivitätssteigerung, Erhöhung der Qualität, der Arbeitssicherheit sowie Kostenoptimierung sind wesentliche Ziele, die durch eine smarte Anwendung von Lokalisierungstechnologien in Innenräumen erreicht werden können. Bei den Echtzeit-Ortungssystemen gibt es große Entwicklungsfortschritte.

Das Intralogistik-Netzwerk in Baden-Württemberg e.V. (I.N.) zeigt Ihnen während der international führenden Fachmesse LogiMAT

am Donnerstag, 15. März 2018, von 10:00 bis 11:30 Uhr
in Halle 3, Forum B,

welche Techniken sich aktuell anbieten, wie die Anforderungen an ein Indoor-Lokalisierungssystem aussehen und was erfolgreich umgesetzte Beispiele auszeichnet.
Moderiert wird das Vortragsforum von Dr.-Ing. Klaus Schmitt als I.N.Vorstand und Produktmanager Identifikationssysteme Geschäftsfeld Systeme der Pepperl + Fuchs GmbH. www.pepperl-fuchs.com/germany/de

Lutz Schütte, Leiter Zentraler Servicebereich Technik/Organisation/Innovation der PHOENIX Pharmahandel GmbH & Co KG stellt in seinem Vortrag „Pilotierung von Indoor-Lokalisierungslösungen“ seine Erfahrungen mit WLAN und Ultraschall im praktischen Einsatz vor. www.phoenixgroup.eu

In“RTLS mit Bluetooth Low Energy” zeigt Dietmar Deppisch, Business Development Manager Applications der ecom instruments GmbH, praktische Umsetzungsbeispiele für den Einsatz von BT-Beacons und geht auch auf die dahinterliegende Technik ein. www.ecom-ex.com

Für Nikolai von Loeper, Managing Director der Kinexon GmbH, liegen Gegenwart und Zukunft hingegen in der „Hochgenaue Echtzeit-Lokalisierung mittels UWB: Anwendungen für die Logistik von Morgen“, wofür es ebenfalls schon Referenzpojekte gibt. www.kinexon.com

Noch weiter voraus in die Zukunft wagt sich Karin Loidl, Bereich Lokalisierung und Vernetzung, Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS, mit ihrem Vortrag „Positioning in Mobilfunknetzen: Neue Möglichkeiten in 5G – auch für industrielle Anwendungen“.  www.iis.fraunhofer.de

Wir freuen uns auf Ihren Besuch und hoffen auf spannende Diskussionen mit Ihnen, den Teilnehmern an diesem LogiMAT-Vortragsforum!

Zusätzlich stehen wir Ihnen während der gesamten LogiMAT 2018 in Halle 5 an Stand 5C37 für Fragen zur Verfügung.

Silber im Netz der Netze: Auszeichnung des I.N.Cluster-Managements

Im Rahmen der ‚European Cluster Excellence Initiative’, initiiert durch die Europäische Kommission, wurde dem Intralogistik-Netzwerk in Baden-Württemberg e.V. am 30. November 2017 für die Qualität seines Cluster-Managements das Silber-Label verliehen. Dieses Qualitätssiegel in den drei Kategorien Bronze, Silber und Gold findet weltweit Verwendung, um Cluster auszuzeichnen, welche Herausragendes in den Bereichen Kommunikation, Kooperation, Services, Strategie und Finanzierung leisten. Mit dem Silber-Label wurden die jüngsten I.N.Fortschritte, insbesondere im Bereich der Netzwerk-Strategie und deren Umsetzung, gewürdigt.

Das Intralogistik-Netzwerk in Baden-Württemberg war bereits im Alter von zwei Bestandsjahren, also 2009, unter die Deutschen Kompetenznetze aufgenommen worden. Diese Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums, heute unter dem Namen go-cluster, bündelt regionale Zusammenschlüsse aus Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen, welche sich durch eine verbriefte Leistungsfähigkeit und effiziente Zusammenarbeit auszeichnen. Das zielgerichtete Zusammenspiel von Akteuren aus mehreren Wertschöpfungsstufen gewährleistet einen intensiven Wissen- und Technologietransfer, erleichtert die Entwicklung innovativer Produkte, Prozesse und Dienstleistungen und hilft bei deren Markteinführung mit.

I.N. ist es nunmehr gelungen, sich vom Bronze-Label- auf das Silver-Label-Niveau zu verbessern. Das haben im Segment „production and engineering“ bis dato nur sieben deutsche Cluster geschafft bzw. vierundzwanzig weltweit, von rund zweihundert gelisteten Clustern mit zertifiziertem Management.

„Dies ist umso erstaunlicher, als I.N. mit einem minimalen Aufgebot an hauptamtlichen Kräften tätig ist. Den Erfolg haben wir also wesentlich der engagierten Mitwirkung unserer Mitglieder in den I.N.Fachgruppen, in Projekten und Veranstaltungen zu verdanken. Es ist eine wirkliche Freude, gemeinsam Ideen und Konzepte zu entwickeln, welche die Branche voranbringen“, kommentiert der Vorstandsvorsitzende, Prof. Dr. Michael Hauth, die Auszeichnung. „Meine aktiven Vorstandskollegen und unserer Geschäftsstellenpersonal bilden ein sich gut ergänzendes Team, das wir stärken und ausbauen wollen.“

„Von uns kann man ‚lean‘ lernen, denn den Erfolg haben wir ganz alleine geschafft. Unser Netzwerk finanziert sich ausschließlich aus Eigenmitteln“, ergänzt Dr. Jörg Pirron, der als stellvertretender Vorsitzender seine berufliche Erfahrung als Logistik-Berater in den Audit-Prozess eingebracht hatte. „Aus dem Benchmarking haben sich interessante Anregungen für die Netzwerk-Arbeit ergeben, ich fand es sehr hilfreich. Das Silber-Label ist uns ein Ansporn, unsere Leistungen für die Mitglieder, die Branche und die Öffentlichkeit gezielt zu erweitern und zu vertiefen.“

Alle Cluster, die sich bisher einem EU-Benchmark stellten, sind auf der Website zu finden:
https://www.cluster-analysis.org

Intralogistik für die Industrie 4.0

Was ist I4.0? Professoren entwickelten in der I.N.Fachgruppe „Intralogistik für die Industrie 4.0“ zusammen mit Experten aus baden-württembergischen Unternehmen ein Anspruchsniveau für Industrie 4.0-Lösungen. Das Konzept einer Industrie 4.0 zielt auf die Produktivitätssteigerungen in Fertigung und Logistik. Die Produktivitätssteigerungen entstehen durch die Flexibilisierung der Automation und dem Aufbau eines Sozio-Eco-Systems für die Objekte in Logistik und Produktion. Die Flexibilisierung der Automation bezieht sich

  • auf das Produkt: Die Produktvielfalt soll über eine Fertigungsanlage abgewickelt werden können, und
  • auf die Kapazität: Gewünscht werden Plug & Play fähige Anlagen bzw. Kapazitätsanpassungen ohne Fertigungsstillstand.

Das Sozio-Eco-System ermöglicht die vorkenntnisfreie Verarbeitung von Daten von Sensorik und Aktorik sowie die mit Internet of Things beschriebene eindeutige Kennzeichnung von Objekten.

Die Gestaltungsbereiche für Industrie 4.0 Lösungen umfassen Aspekte

  • der Technologie, wie Digitalisierung, Vernetzung, Security, Stabilität der Produktion, Umgang mit der Produktvielfalt, Nutzung von Sensorik und Aktorik, vorkenntnisfreie Daten,
  • die Integration des Menschen, unter Nutzung des Flexibilitätspotentials der Mitarbeiter, der Entlastung von Routinetätigkeiten oder Schwerstarbeit, sowie einer Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit,
  • der Prozesse, insbesondere den Umgang mit Komplexität, Reaktionsfähigkeit auf Prozessstörungen und Produktneueinführungen, sowie
  • der Geschäftsmodelle, wie z.B. die Nutzung von Shared-Economy Konzepten, und die Erzeugung von Mehrwerten.

Intelligente und digital vernetzte Systeme sollen eine selbstorganisierte Produktion ermöglichen, so dass auch kleine Stückzahlen bzw. Mengen von Halb- und Fertigwaren zu annehmbaren Konditionen erzeugt werden können. Die erforderlichen Optimierungen in den Wertschöpfungsketten sollen durch direkte Kooperation und Kommunikation zwischen Menschen, Maschinen, Anlagen und Produkten erreicht werden.

Damit setzt Industrie 4.0 vor allem an einer engeren Verschränkung des Waren- und des Informationsflusses an: Ohne eine effektiv digitalisierte Intralogistik geht nichts!

Und längst schon haben die Intralogistiker in der I4.0-Welt ihre Nase ganz vorne im Wind. Unternehmen wie Hochschulen arbeiten intensiv an praktischen Umsetzungen:

‚Technologie‘

Die ebm-papst St. Georgen GmbH & Co. KG hat sich zusammen mit weiteren I.N.Mitgliedern als Konsortialpartner engagiert, um die Entwicklung eines flexiblen, autonomen Versorgungssystems in der Produktion voranzutreiben. Heraus kam KARIS PRO. Grundprinzip ist der Einsatz redundanter, baugleicher Einzelelemente, welche selbständig navigieren und Ladungsträger transportieren. Die KARIS PRO Elemente können sowohl alleine als auch im Zusammenschluss arbeiten. Im Verbund organisiert, können sie Rollenbahnen (Stetigcluster) und Funktionscluster (Unstetigcluster) bilden. Der Einzeltransport von Teilen zu unterschiedlichen Zielen ist also ebenso möglich wie der Transport großer Ladungsträger im Verbund. Dadurch erlangt KARIS PRO eine Anpassungsfähigkeit, die die Bewältigung verschiedenster Aufgaben ermöglicht. Darüber hinaus soll das System die Notwendigkeit der Anpassung aufgrund von Änderungen im Produktionssystem erkennen, Alternativen simulieren und sich selbst umbauen können. Die einzelnen Elemente kommunizieren nicht nur untereinander, sondern auch mit ihrer Umwelt: Der Mensch kann bei Bedarf in die Aufgabenplanung eingreifen und so zum Beispiel Aufträge priorisieren. Durch ergonomisch abgestimmte Funktionen erleichtert KARIS PRO sogar dem Menschen die Arbeit, indem zum Beispiel Hebevorgänge unterstützt werden.

Die Gebhardt Fördertechnik GmbH hat mit dem FlexConveyor ein Materialflusssystem entwickelt, dessen einzelne Fördermodule sich per Plug&Play zusammenstecken lassen. Sie können sowohl mechanisch als auch IT-seitig gekoppelt und wieder entkoppelt werden. Der Aufbau einer Förderstrecke, egal ob für leichte Kartons oder schwere Paletten, wird somit enorm vereinfacht. Der Kunde kann mit dem neuen System seine Anlagen kontinuierlich an die Markterfordernisse anpassen. Ausfälle und Störungen werden von den Modulen automatisch erkannt und gemeldet – da das System dezentral arbeitet, kann das schadhafte Modul ausgetauscht werden, ohne dass die anderen Module außer Betrieb genommen werden müssten. Die hohe Intelligenz und Selbstverwaltung der einzelnen Module macht solches möglich.

Der ‚elektronische Laufbursche FiFi‘ der BÄR Automation GmbH kann dem Menschen in vielen Prozessen der Intralogistik Traglasten abnehmen: vom Wareneingang über die Kommissionierung bis zur Verpackung und dem Warenausgang. Besonders sinnvoll ist sein Einsatz in Szenarien mit dynamischen Materialflüssen, die eine hohe Flexibilität erfordern. Das batteriebetriebene Warentransportfahrzeug FiFi ist ein FTS, das sich über ein Kamerasystem berührungslos per Gestik steuern lässt. Durch seine Plug&Play-Lösung lässt es sich besonders einfach integrieren. FiFi gibt es in zwei Varianten: Das kleinere Fahrzeug hat eine Grundfläche von 50 auf 50 Zentimeter und transportiert Lasten bis 30 Kilogramm. Die größere Version schafft das Zehnfache an Gewicht und ermöglicht außerdem das Ziehen eines Wagens.

 ‚Prozess‘

Das Plug-In Label der BIZERBA GmbH & Co. KG führt in die Lebensmittelindustrie 4.0: Das personalisierte Etikett vermerkt den Namen des Kunden sowie die Herkunft des Produkts und die spezifischen Angaben der Bestellung. Der Kunde kann sich per QR-Code über die Herkunft und Qualität des einzelnen Produkts sowie dessen Lieferweg informieren. Innerhalb des Handels wird mit Hilfe des Plug-In Labels eine intelligente Steuerung für die Preis- und Warenauszeichnung möglich.

Das Belieferungssystem für das B- und C-Teilemanagement der produzierenden Industrie setzt die Bossard Deutschland GmbH in Form einer ‚smart factory logistics‘ um: Behälter mit Gewichtssensoren übermitteln pausenlos ihren Bestand an B- und C-Teilen im Lager und in der Produktion des Kunden. Bossard empfängt diese Daten, wertet sie aus und liefert automatisch den entsprechenden Nachschub – je nach Leistungsdefinition auch direkt an den Arbeitsplatz und ohne dass sich der Kunde darüber Gedanken machen muss. Das Herzstück der Lösung bildet die eigens entwickelte Software ARIMS, die Echtzeit-Daten auf einer individuell konfigurierbaren Benutzeroberfläche anzeigt. Der schlankere Prozess ermöglicht Einsparungen zwischen 20 und 40 % bei Bestell- und Lieferzeit sowie Bearbeitungsaufwand.

Mit Hilfe des intelligenten Behälters iBin® der Würth Industrie Service GmbH & Co. KG werden ebenfalls automatische Bestellungen in der Materialwirtschaft ausgelöst. Er arbeitet allerdings mit einer anderen Technologie: Eine integrierte Kamera nimmt regelmäßige optische Füllstandsmessungen vor und erlaubt eine zeitpunkt- und stückgenaue Bestandsermittlung z.B. von Schrauben und Muttern. Die Daten werden per gesichertem Funkkanal an eine Kommunikationsstelle übertragen. Der iBin kann damit unabhängig von Lagerort und Arbeitsplatz verwendet werden.

Bei ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG wurden die internen Wertschöpfungsprozesse intelligent miteinander vernetzt um in Prozessoptimierung, Prozesskontrolle und Transparenz der eigenen Produktionsprozesse voran zu kommen. Basierend auf einer MES-Anwendung wurde eine standardisierte Lösung umgesetzt die eine nahtlose Integration aller Fertigungsressourcen (Maschine, Mensch, Material) in den sogenannten ‚digitalen Fluss‘ über der Fertigung ermöglicht und informationstechnische Insel- und Individuallösungen ersetzt. In einem fortlaufenden Dialog zwischen Maschine und einer standardisierten Integrationsschicht zum MES werden kontinuierlich Daten abgefragt und Fertigungsschritte veranlasst. Die Maschinen fordern selbständig die benötigten Produktinformationen und die zugehörigen maschinenspezifischen Parameter an. Damit wird unter anderem die durchgängige Rückverfolgbarkeit vom Endgerät bis zur Charge jedes einzelnen Bauteils möglich.

‚Geschäftsmodell‘

Die viastore SYSTEMS GmbH hat eine neue Software-Lösung für die Planung und Inbetriebnahme von Materialflussystemen entwickelt. Sämtliche Komponenten werden vor der realen Umsetzung in einem digitalen Modell abgebildet und auf ihre Funktionsfähigkeit hin simuliert. Es können sämtliche Szenarien implementiert, getestet und in den Live-Betrieb gebracht werden. Damit steigen nicht nur Qualität und Effizienz bei Realisierung der Steuerung von Materialflusssystemen, es ist auch eine ganz erhebliche Zeiteinsparung bei deren Inbetriebnahme möglich.

‚Mensch‘

Die DHBW Mosbach hat in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern eine Industrie 4.0-Modellfabrik mit realitätsgetreuen und praxisnahen Prozessen in Produktion, Logistik, Service- und Anlagenmanagement entwickelt. Sie wird als ‚Living Lab‘ kontinuierlich angepasst und erweitert, um die neuesten Entwicklungen abzubilden. Genutzt wird sie in Lehre und Transferforschung. Es wurde bereits eine breite Auswahl an typischen Geschäftsprozessen realisiert und integriert – vom ERP-System bis zum realen Materialfluss komplett über Echt-Systeme abgebildet.

Diese Meldung wurde, etwas bearbeitet, im Zukunftsmotor 2/2017 der Metropolregion Rhein-Neckar veröffentlicht. Das pdf-File dieses Artikels finden Sie hier: Intralogistik: Rückgrat von Industrie 4.0 (pdf, 4 Seiten).

Hier finden Sie nähere Angaben zu den Unternehmen.

Und hier finden Sie ausführlichere Beschreibungen ihrer Industrie 4.0 Lösungen.