Personalentwicklung 4.1: Gamifikation & Job-Rotation? Konzepte für attraktive, zukunftsfähige Jobs in der Logistik

Das Personalmanagement in der Logistik steht vor vielfachen Herausforderungen. Um nur drei zu nennen: Fachkräfte sind sehr knapp. Das Logistik-Personal wird teils körperlich, teils kognitiv stark belastet. Und die neuen Technologien und Management-Prinzipien fordern eine rasche Adaption.

Daher richtete Prof. Dr. Michael Hauth, als Vorstandsvorsitzender des Intralogistik-Netzwerks in Baden-Württemberg e.V. und als Professor für Logistik und Einkauf der Hochschule Mannheim, zusammen mit weiteren sachkundigen Referenten ein Vortragsforum während der LogiMAT am 15.03.2018 aus, deren Anregungen und Praxisbeispiele erfolgversprechende Wege aufzeigen, derartige Herausforderungen zu meistern. https://www.wing.hs-mannheim.de/

Johannes Scheuermann leitet bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG rund 850 Mitarbeiter im Lager und Logistikbereich. Dort wurde die Personaleinsatzplanung durch ein Job-Rotation-Konzept flexibilisiert, um Lücken im täglichen Betrieb zu schließen. Zusammen mit dem Betriebsarzt und der Mitarbeitervertretung ließ sich nach einer eineinhalbjährigen Planungs- und Einführungsphase nicht nur eine gleichmäßigere Auslastung unter der Woche erreichen. Zusätzlich wurde ein Verzicht auf die bei der Belegschaft ungeliebte Samstagsarbeit möglich. Er betonte, wie wichtig es ist, derartige Erfolge zu kommunizieren. Außerdem riet er dazu, die Mitarbeiter-Vereinbarungen einfach, klar und transparent zu halten. Für Logistikleiter sei es von großer Bedeutung, bei der Entwicklung und Umsetzung von Job-Rotation-Konzepten eine Balance zwischen Aufwand und Nutzen zu wahren. https://www.wuerth.de/

Aus seinen langjährigen Erfahrungen bei der GEBHARDT Fördertechnik GmbH schöpfte Michael Woitsch und erläuterte, wie sich die Personal-Ausfallzeiten in der halbautomatischen Kommissionierung deutlich reduzieren lassen: Zwar sei die Über-Eck-Kommissionierung im Hinblick auf Raumansprüche und Anlageninvestition häufig die günstigere Variante, sie verlange den operativ Tätigen jedoch viele Rumpfdrehungen ab. Wenn also mehr Leistung bzw. eine hohe Zugriffszahl gefordert sei oder schwere Güter zu handhaben wären, empfehle sich das parallele Kommissionieren. Dort sei eine individuelle Arbeitshöhenanpassung eher möglich und damit dann auch eine gute Voraussetzung für eventuelle Job-Rotationen gegeben. http://www.gebhardt-foerdertechnik.de

Mit den veränderten Anforderungen an das Personal in Produktion und Logistik befasste sich Dr.-Ing. Christian Barysch von io-consultants GmbH + Co. KG. Sie beeinflussen bereits den Berater- und Planeralltag, indem neue Analyse- und Planungsmethoden zum Einsatz kommen, wie beispielsweise Belastungssimulationen. Aus diesen veränderten Planungsprozessen resultieren Änderungen im Arbeitsumfeld, wie z. B. die Einrichtung alternsgerechter Arbeitsplätze. https://de.io-consultants.com/

Diesen Gedanken griff Dr.-Ing. Dirk Marrenbach vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Technologiemanagement auf. Dort entwickelt eine Projektgruppe den ‚Integralen Belastungsmonitor‘ als Teil einer Planungsmethodik. Mittels eines Schnellanalyse-Tools, das sowohl die körperliche als auch die geistige Belastung am Arbeitsplatz kriteriengestützt erfasst, können Problemarbeitsplätze rasch und nachvollziehbar identifiziert werden. Ein Ursache-Wirkungs-Tool und ein Gestaltungskatalog bieten weitere Anregungen nicht nur zur Verbesserung der Einrichtung von Arbeitsplätzen, sondern auch zur Optimierung von Kommunikation und Organisation im Unternehmen.  https://www.iao.fraunhofer.de

Bei der WLC Würth-Logistik GmbH & Co. KG arbeiten rund 500 Menschen in teilweise sehr körperbeanspruchenden Tätigkeiten. Monika Emmert schildete, welche einzelnen Maßnahmen in der Belegschaft gut angenommen werden, um fit und leistungsstark zu bleiben. Dabei hat das Unternehmen viel Phantasie entwickelt: Die Angebote reichen von der Kooperation mit externen Fitness-Anbietern über Yoga-Training im Betrieb und Kochkurse bis zu einem gemeinsamen Wandertag und Obstkörben in Besprechungen. Damit habe sich nicht nur das Arbeitsklima verbessert und die Identifikation mit dem Unternehmen – sogar der Krankenstand ist schon leicht gesunken. http://www.wlc-online.com/

Der Vortrag von Prof. Dr. Sven Völker aus der Hochschule Ulm, dargestellt von Professor Hauth, schilderte, was Unternehmensmitarbeiter über Industrie 4.0 wissen müssen und wie sie es lernen können. Ein von mehreren Hochschulen entwickeltes haptisches Planspiel mit dem Namen ‚Industrie 4.0 aus dem Koffer‘ lässt sich sowohl bei operativ Tätigen als auch im Management – oder in gemischten Gruppen – einsetzen. Es lehrt die Grundprinzipien von Industrie 4.0 und erzeugt bei den Teilnehmenden ein gemeinsames Verständnis davon. So bietet das Planspiel eine Basis für die Entscheidung: Brauchen wir Industrie 4.0 im Betrieb oder nicht? http://www.hs-ulm.de/ibl

Fazit: Es gibt vielfältige Ansätze, Logistik-Jobs attraktiver zu gestalten und die eigene Belegschaft weiter zu entwickeln – selbst kleinere Unternehmen können im Personalbereich punkten. Ob und inwieweit die Grundprinzipien einer Industrie 4.0 ein Unternehmen voranbringen können, sollte ebenfalls unter Einbeziehung der Belegschaft „durchgespielt“ werden.